Ein gelbliches Licht umhüllt den Wald, versucht die tiefschwarze Nacht daran zu hindern, die umliegenden Gebiete einzudunkeln. Wie ein Dieb in der Nacht sehen wir die langgestreckte Silhouette einer Frau, ein Bild des Vergessens vor bewaldetem Hintergrund. Ihre Gedanken wandern an Orte jenseits unseres Horizontes. Sie liegt in einem steinernen Bad, hat die Aussenwelt vergessen, abgeperlt wie Wasser am Gefieder einer Ente. Sie scheint jemandem die Hand zu reichen, scheint einen Handkuss zu erwarten. Wir stellen uns vor, wie sie langsam, graduell in einem menschengrossen Loch verschwinden könnte.
Das vergiftete Licht, das gerade noch etwas beunruhigend schien, entfaltet nun einen goldenen Schimmer, als würde es diesen offenkundig unbeobachteten Moment zu erfassen oder heraufzubeschwören. Es ist schwierig, sich vorzustellen, dass diese Szene sich irgendwo, irgendwann ereignet hat. Noch schwieriger ist es, sich auszumalen, wie die Fotografien es fertig gebracht hat, diesen Moment so selbstverständlich wirken zu lassen.
Im Anschluss an ihr vielgelobtes Buch Ou Menya reiste Bieke Depoorter, Mitglied von Magnum, in die Vereinigten Staaten und verbrachte Nächte in den Wohnungen von vollkommen Fremden, mit denen sich ihre Pfade zufällig gekreuzt hatten. Wenn wir jedoch das Buch durchblättern, denken wir kaum je daran, dass Bieke ihnen Gesellschaft geleistet hat. Sie scheinen ganz selbstvergessen, als ob sich die Fotografin unsichtbar gemacht hätte und nur ihr Auge gegenwärtig gewesen wäre. Tatsächlich jedoch gewann sie ihre Herzen, indem sie ihre eigene Verletzlichkeit offen zugab. Im Gegenzug vertrauten sie ihr, und so sehen wir, wie uns diese flüchtigen Figuren auf ewig zuwinken, uns signalisieren, dass sie immer noch hier sind, ihr Leben allen Kämpfen und Krämpfen zu Trotz weiterleben.
Wir sind versunken in der Dunkelheit. Wir kratzen kaum an der Oberfläche dieser ungeschliffenen und unlackierten Bilder. Eine surreale Brise durchweht die Portraits und Landschaften in diesem Buch, ungeachtet ihres dokumentarischen Charakters, während ihre Bildsprache zum Filmischen neigt. Vielleicht soll man diese Bilder gar nie ausloten können, vielmehr ist sich die Fotografin des Unaussprechbaren und Unfassbaren, das sich leicht in Luft auflöst, akut bewusst. Wir beobachten, wie alles im Bild sich fügt, und wie einst das Licht seine Oberfläche koste. In weiter Ferne so nah.